Moderne an der Moldau


11 Jul 2009 [11:17h]     Bookmark and Share


Moderne an der Moldau

Moderne an der Moldau



Prag. Ein Bummel durch die Stadt an der Moldau ist wie ein Spaziergang durch die Geschichte der Architektur. Die Tour führt von der Hofburg Hradschin hinunter zur Moldau über die denkmalgeschützte Karlsbrücke und den Altstädter Ring bis zum Wenzelplatz.

Moderne an der Moldau

In Sachen Architektur lädt Prag zu einer Jahrhundert-Zeitreise ein

Prag. Ein Bummel durch die Stadt an der Moldau ist wie ein Spaziergang durch die Geschichte der Architektur. Die Tour führt von der Hofburg Hradschin hinunter zur Moldau über die denkmalgeschützte Karlsbrücke und den Altstädter Ring bis zum Wenzelplatz. „Es ist wie der Besuch eines bewohnten Museums“, schwärmt Fremdenführerin Jindra Pokorná. Tatsächlich hatte die böhmische Metropole gleich zweimal Glück. Zunächst überstand sie Zerstörungen des Krieges, dann begegnete sie behutsam der Bauwut der Neuzeit. So ist das Zentrum eine bunte Galerie architektonischer Epochen, von Gotik bis Barock, von Jugendstil bis Rokoko, von Kubismus und Klassizismus bis zur Moderne.

Das „Tanzende Haus“ am Moldauufer, auch als „Ginger und Fred“ in aller Munde, ist so ein Exemplar des neuen Baugeists: Ein schräger, mutiger Bau des kanadischen Architekten Frank Gehry. Oder das Einkaufszentrum „Goldener Engel“ des Franzosen Jean Nouvel. Ein anderes High-Tech-Werk findet sich in den Gärten der Prager Burg, unweit des Lustschlosses Belvedere. Das Gewächshaus von Eva Jiricná, einer in London lebenden, tschechischen Architektin, hat schon Baukünstler aus der ganzen Welt angezogen. Eher klassisch präsentiert sich das denkmalgeschützte Prager Panorama mit Burg (heute Sitz des Präsidenten), gotischem Veitsdom und Bürgerhäusern aus Zeiten der Renaissance. Auch die „jüdische Stadt“ in Prag mit der ältesten Synagoge Europas aus dem 13. Jahrhundert und Friedhof prägen Spuren traditioneller Baustile.

Auf ein Pilsener Urquell treffen wir in der urigen Bierstube „Zum Goldenen Tiger“ auf Filip Remenec. Der tschechische Tourismus-Sprecher beziffert die Zahl deutscher Prag-Besucher auf jährlich 560.000. Tendenz: stabil. Für sie wurden erst kürzlich neue Führungen aufgelegt, die sich speziell mit der Architektur der Stadt beschäftigen. Auch im „Goldenen Tiger“, wo schon der ehemalige Präsident Vaclav Havel und sein US-Kollege Bill Clinton speisten, ist die Caféhaus-Kultur des literarischen Prags der Jahrhundertwende zu Hause. Viele dieser Häuser  haben den Wandel der Zeit unbeschadet überlebt. Eines ist das „Slavia“ gegenüber dem Nationaltheater. Das über 200 Jahre alte Café war während der sowjetischen Besatzung Treffpunkt oppositioneller Politiker, Künstler und Schriftsteller. Es wurde 1992 geschlossen und nach Bürgerprotesten fünf Jahre später wieder eröffnet. Eine andere Institution ist das „Café Louvre“ an der Nationalstraße. Untergebracht in dem prächtigen Jugendstilhaus „Kavárna Obecni dum“, diskutierten hier schon Berühmtheiten wie Kafka, Rilke, Albert Einstein oder Reporterlegende Egon Erwin Kisch über Prager Zeitgeschichte. Ob sie sich anschließend in einem der vielen Gourmet-Tempel der Stadt die böhmische Küche (Schweinebraten mit Knödeln und Kraut) schmecken ließen, ist denkbar, jedoch nicht überliefert. (Info: www.CzechTourism.com)

 Günter von Saint-George

 

 







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