Mick Jaggers und Maradonnas Modezaren. Brüssel feiert in diesem Jahr seine Modedesigner


19 Aug 2006 [08:08h]     Bookmark and Share


Mick Jaggers und Maradonnas Modezaren. Brüssel feiert in diesem Jahr seine Modedesigner

Mick Jaggers und Maradonnas Modezaren. Brüssel feiert in diesem Jahr seine Modedesigner



Petra Sparrer, Autorin des City-Guide-Reiseführers »Brüssel« im Michael Müller-Verlag liefert Einblicke in die Mode-Welt der belgischen Metropole, in der gerade in jüngster Zeit der Nachwuchs groß herauskommt. Darüber hinaus wird verraten, wo die Upper Class in Brüssel shoppen geht und wer das Outfit für Mick Jaggers Welttournee »Bridge to Babylon« kreiert hat.

Aber Bruessels Top-Einkaufsadressen wie Rue du Marche aux Herbes, Rue du Marche aux Charbon, Rue Antoine Dansaert, Avenue Louise und Boulevard de Waterloo lohnen durchaus auch fuer normalsterbliche Portemonnaies.

Aus der belgischen Hauptstadt und EU-Metropole stammt die Haute Couture der Pralinen. Dieser Ruf jedenfalls eilt ihr vehementer voraus als der eines Mekkas fuer Mode und Design. Doch wo die Kunst der Chocolatiers als Design zelebriert wird, hatten es auch Kreationen aus Stoff, Designermoebel und Architekturtrends nie schwer. 2006 feiert Bruessel das Themenjahr fuer Mode und Design. Nicht verpassen: den 17. der beiden folgenden Monate. Im August wird die Grand Place zum Laufsteg einer oeffentlichen Modenschau und am 17. September ist autofreier Sonntag und Models der Top-Modeschoepfer fahren in der »Mode Design Brussels 2006«-StraSSenbahn durch ihre Stadt. Pret-a-porter dynamisch und mobil! Ausstellungen, Stylistenparcours, Design-Menus in gestylten Restaurants und die Designmesse geben noch bis November Gelegenheit, Bruessel modisch und extravagant zu erleben und in jeder Preisklasse nach Herzenslust einzukaufen.

Rueckenwind fuer die Modebranche

Alteingesessene Laeden rund um das Sightseeing-Highlight Grand Place erinnern an den lukrativen Handel mit Bruesseler Spitze. Im Stadtmuseum geraten Besucher vor den hunderten von maSSgeschneiderten Outfits fuer den frechen Ehrenbuerger Manneken Pis ins Staunen. In der Rue du Marche aux Herbes und im Saint-Jaques-Viertel mit der Ausgeh- und Schwulenmeile Kohlenmarkt bieten Boutiquen die neuesten Schoepfungen der erfolgreichen belgischen Modeszene: Vintage, flippige Designs und Kindermode neben touristischen Devotionalien und Edelpralinen. Kurioses neben Avantgardistischem, wohin das Auge auch blickt. Und in den Galeries St-Hubert, die zu Europas ersten Einkaufspassagen zaehlen und einst Flaniermeile intellektueller Exilanten aus Frankreich waren, bieten Luxusmarken wie Delvaux Luxusledertaschen zu Luxuspreisen feil.
Erst wer den FuSS in die Rue Antoine Dansaert setzt, spuert den Rueckenwind und wirtschaftlichen Aufschwung der Modebranche. Belgiens Creme de la Creme des Modebusiness begann vor etwas mehr als zehn Jahren in dem fast verfallenen Viertel Sainte-Catherine, ein paar Schritte von der Boerse entfernt, Lofts zu restaurieren und Ateliers und Boutiquen zu eroeffnen. Neben Laeden fuer Moebeldesign und Geschenke trifft man hier auf klingende Namen wie Dries Van Noten und Veronique Branquinho. Um die Ecke liegt sicher nicht rein zufaellig die alte Markthalle, ein beliebter Treffpunkt im Zentrum nachtaktiver StraSSenzuege mit hoher Kneipendichte. Renommierte Markenkreateure wie Christophe Coppens, Olivier Strelli, Annemie Verbeke und Johanne Riss fuehlen sich inzwischen in der Rue Antoine Dansaert zu Hause. Sie lieben das kreative Ambiente und den Austausch mit den Kollegen. Beliebt sind auch die hohen Raeume, die weiten Flaechen zum Sehen und Gesehen-Werden, z.B. beim Stylistenparcours in der Beurschouwburg, dem groSSzuegig gebauten flaemischen Kulturzentrum.

Uniformen fuer die Sabena-Stewardessen und Madonnas Kleid waehrend der Oskarverleihung

Immer mehr Modedesigner der 1986 gegruendeten und hoch angesehenen Bruesseler Designerhochschule Ecole de La Cambre und Absolventen der Haute Ecole Francisco Ferrer machen international von sich Reden. La Cambre-Absolvent Olivier Theyskens entwarf das Kleid, das Madonna zur Oskarverleihung trug. Viele Nachwuchsdesigner bekamen Auszeichnungen auf dem Internationalen Modefestival im franzoesischen Hyeres. Auch das Atelier Lannaux, St. Luc und Syntra sind in Fachkreisen Begriffe. Elvis Pompilio schaffte den internationalen Durchbruch 1987 mit einer extravaganten Hutkollektion. Olivier Strelli kreierte 1989 und 1999 die Uniformen der Sabena-Stewardessen und 1997 das Outfit fuer Mick Jaggers Welttournee »Bridge to Babylon«. In weltweit ueber 500 Boutiquen verkauft er seine erfolgreichen, von Afrika inspirierten Farbkreationen, die so gut zum multikulturellen Bruessel passen. Auch Belgiens Koenigin Paola, Prinz Philippe und Prinzessin Mathilde lieSSen sich von ihm einkleiden.
Ehrgeiz wird beim Bruesseler Nachwuchs groSSgeschrieben. Es gilt dem beispielhaften Erfolg der sechs Antwerpener Marina Yee, Dries Van Noten, Ann Demeulesmeester, Walter van Beiredonck, Dirk Bikkembergs und Dirk Van Saene zu folgen. Denn sie brachen mit dem Monopol der maechtigen Achse Paris-London-Mailand. Christophe Coppens – ganz in Bruessels Esprit – kreiert surrealistisch gepraegte Huete, Taschen und Accessoires, waehrend Annemie Verbeke, Professorin in La Cambre, eher auf ein Outfit setzt, dass sich an Frauen jedes Alters anpasst. Xavier Delcour uebertraegt seine von der Rockmusik inspirierte AEsthetik auf seine Kreationen und seinen Schmuck.

Alle zwei Jahre ein Stylisten-Parcours und ein Preis fuer junge Nachwuchsdesigner

Junge Talente und das Label »Made in Brussels« foerdert der eingetragene Verein ModoBruxellae (www.modobruxellae.be), angesiedelt in der Rue Leon Lepage, am Puls des In-Modeviertels Dansaert, das sich bis zum Kanal erstreckt. Linda Van Waesberge und Veronique Heenne gelten als Kreativkoepfe dieser Vereinigung, die alles mitbekommen, sich fuer Nachwuchsdesigner einsetzen und alle zwei Jahre einen Stylisten-Parcours organisieren. Ein Top-Event der Branche, jedes Mal an einem neuen besonderen Ort und ein kreativer Austausch zwischen den Modeschaffenden verschiedener Modehaeuser. Der Erfolg der Foerdereinrichtung gilt als vorbildlich. Inzwischen wurde auch das Pendant fuer Innenarchitekten, Moebel- und Objektdesigner gegruendet – »Designed in Brussels«. Schon nach zwei Jahren emsigen Schaffens und Kontakteknuepfens weit weg von der Rue Dansaert in dem weitaus ruhigeren Laeken, wo auch der belgische Koenig wohnt, initiierte der Verein den »Preis fuer junge Nachwuchsdesigner«.
Doch wo geht eigentlich die Upper Class in Bruessel shoppen? Sicher nicht im EU-Viertel, wo zwischen Buerohochhaeusern und Glasfassaden die Autos ueber die Stadtautobahn Rue de la Loi brausen. Auf der Avenue Louise im Hause Natan schneidert Edouard Vermeulen nach MaSS und ganz exklusiv fuer die Koenigsfamilien aus Belgien, den Niederlanden, Daenemark und Norwegen. Bruessels luxurioeseste und internationalste Adresse ist der Boulevard de Waterloo gleich um die Ecke, wo internationale Koryphaeen wie Armani, Ralph Lauren, Cartier, Vuitton, Dior Rolex und Co. vertreten sind.

Mobile Verkaufsausstellung in europaeischen Metropolen

Modo Bruxellae dachte sich uebrigens zum Modejahr 2006 einen besonderen Marketing-Coup aus. Die Kreationen aus Bruessel sollen internationale Luft schnuppern und wurden kurzerhand in einer mobilen Verkaufsausstellung auf Reisen geschickt. »Boutiqk 100% Brussels« praesentierte in New York, Barcelona, Paris, Mailand und dem Belgischen Haus in Koeln Kreationen von 20 Designern, darunter Annemie Verbeke, Cathy Pill, Christophe Coppens, Conni Kaminski, Johanne Riss, Mademoiselle Jean, Marina Yee, Nicolas Woit. Natuerlich nicht ohne Traditionsbewusstsein fuer belgisches Design. Die schlichten Pappschraenke trugen Jugendstilornamente.

Wer sich lieber selbst vor Ort von der Auffassung des Gesamtkunstwerks des einst hochmodernen Jugendstil ueberzeugen moechte, ist im Bruesseler Musee Horta an der richtigen Adresse, dem frueheren Atelier und Wohnhaus des Meisters der Peitschenstillinie (»ligne coup de fouet«) Victor Horta. Und wer erst einmal beginnt, Bruessel mit den offenen Augen des Liebhabers von Mode und Design zu durchstreifen, dem wird in dieser Stadt die Inspiration so schnell nicht ausgehen.

Adressen:

Modo Bruxellae-Plattform fuer Modedesigner in Bruessel
Modo Bruxellae
Rue Leon Lepage 38
B-1000 Bruessel
Internet: www.modobruxellae.be

Designed in Brussels
Rue de Laeken 99
B-1000 Bruessel
Internet: www.designedinbrussels.be

Termine:

02.Juni bis 01. Oktober 2006
Ausstellung »Die Geschichte der Mode aus der Sicht zeitgenoessischer Modedesigner«
Museum fuer Kunst und Geschichte im Jubelpark.

17. August 2006, GroSSe Modenschau
Bruesseler Modedesigner auf der Grand’Place.

07. bis 17. September 2006, Design Week
Design-Menus in Restaurants, Ausstellung und Verkauf von Designprototypen und Ausstellungsstuecken.

08. bis 10. September 2006, Designers Weekend
Praesentation der Neuheiten der internationalen zeitgenoessischen Designszene.

10. September 2006, Brussels Design Market
Flohmarkt, der Designerkreationen aus den 1940ern bis 1980ern gewidmet ist. Woluwe Saint-Lambert, Place Saint-Lambert.

30. September bis Ende November 2006, Ausstellung
»You are my favourite«. Persoenlichkeiten Bruessels geben Einblick in ihre Modevorlieben. Galerie Ravenstein.

30. September bis Ende November 2006, Parcours des Stylisten
Praesentation Bruesseler Modekreationen an originellen Schauplaetzen wie Restaurants, Blumengeschaeften, Buechereien in der Rue Dansaert, Boulevard de Waterloo und Avenue Louise.

19. bis 27. November 2006, Salon Design Bruessel
Plattform fuer junge Moebeldesigner im Rahmen der Designmesse Cocoon.

Reiseliteratur:

Bruessel MM-City-Guide von

Petra Sparrer:

http://www.michael-mueller-verlag.de/benelux/bruessel_city/homepage.html

Sparrer, Petra, 224 Seiten, 1. Auflage 2006, farbig, lieferbar, 12,90 EUR, 23,50 sFR, ISBN 3-89953-331-3

Zur Bestellung: https://www.michael-mueller-verlag.de/cgi-local/mmv_shop_1.pl?title=bruessel_city&mode=region&id=mmv







  • Palma.guide